Cäsiummessung

Seit dem GAU im Atomkraftwerk Tschernobyl vom 26. April 1986 besteht auch bei uns in Bayern eine erhöhte Cäsium-137-Belastung. Die Halbwertszeit für dieses Isotop beträgt ca. 30 Jahre. Erst nach zehn Halbwertszeiten, also nach gut 300 Jahren, ist keine nennenswerte radioaktive Belastung mehr zu erwarten.

Das Isotop Cäsium-137 wurde bei uns durch radioaktiven Regen eingebracht und befand sich anfangs auf allen mit den Niederschlägen kontaminierten Oberflächen, also auch auf allen Pflanzen. Das führte anfangs zur Aufnahme durch Pflanzen- und Allesfresser mit Anreicherung im Wildfleisch. Zwischenzeitlich wurde Cäsium-137 über die Jahrzehnte aus den oberflächennahen Bereichen in tiefere Erdschichten gespült und ist daher in Grünpflanzen nicht mehr nachweisbar.

Anders verhält es sich jedoch mit Pflanzen oder Pflanzenanteilen aus tieferen Schichten. In erster Linie kommen hier die ober- und unterirdisch wachsenden Pilze (z.B. Trüffel) in Betracht, deren Myzel mehrere Meter in die Erde reichen kann. So ist auch verständlich, dass widerkäuendes Schalenwild (Reh, Hirsch, Gams, Muffelwild usw.) das sich ja nur von Grünpflanzen ernährt, keine Radioaktivität mehr aufweist. Schwarzwild jedoch geht bei der Nahrungssuche gerne in tiefere Erdschichten und sucht dort nach Engerlingen, Würmern, Larven und Knollen.

So ist verständlich, dass gerade Schwarzwild auch heute noch eine erhöhte Radiocäsiumbelastung aufweisen kann. Wir im Landkreis Freising messen seit dem Jahr 2004 mit unserer vereinseigenen Messstation Wildfleisch auf radioaktive Belastung. Bei Wiederkäuern konnte keine messbare Radioaktivität nachgewiesen werden. Bei Schwarzwild kommen jedoch auch im Landkreis Freising gelegentlich erhöhte Messwerte vor.

Der Grenzwert für gesundheitlich unbedenkliches Wildfleisch liegt im Bereich von 0 bis 600 Bq (Becquerel) pro Kilogramm. Wildfleisch, das erhöhte Werte aufweist, muss entsorgt und darf nicht der Nahrungskette zugeführt werden. Nach dem Produkthaftungsgesetz schützt Unwissenheit vor Strafe nicht. Wir können feststellen, dass die Jägerinnen und Jäger unserer Kreisgruppe verantwortungsvoll handeln und Proben von erlegtem Schwarzwild zur Untersuchung bringen.

Zu Beachten ist nicht nur die physikalische sondern auch die biologische Halbwertszeit von Cäsium-137. Die biologische Halbwertszeit ist wesentlich kürzer als die physikalische. Aufgenommenes Cäsium-137 wird durch den Stoffwechsel auch wieder ausgeschieden. So ist zu beobachten, dass zu Zeiten, in denen Schwarzwild Nahrung aus tieferen Erdschichten sucht, auch die Cäsiumbelastung ansteigt (meist im Winter bei Nahrungsmangel). Bei Übergang zu oberirdischer Nahrung (ab dem Frühjahr) baut sich Cäsium-137 im Organismus relativ rasch durch Ausscheidung wieder ab.

Damit wird verständlich, warum Frischlinge und Überläufer höhere Cäsiumwerte aufweisen als ausgewachsenes Wild. Bei heranwachsenden Tieren wird ein großer Teil der aufgenommenen Nahrung zum Körperaufbau verwendet, während bei ausgewachsenem Schwarzwild die Nahrungsaufnahme eher ein Durchlaufposten ist.

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